«Wieso solltest du es nicht können?»
Was du punkto Selbstvertrauen und Mindset von Mujinga Kambundji lernen kannst.
Egal in welcher Disziplin: Wer sein maximales Potenzial entfalten will, braucht das richtige Mindset. Was können wir punkto Selbstvertrauen von der Weltklasse-Sprinterin Mujinga Kambundji lernen? Ich habe sie für dich gefragt.
Mujinga Kambundji, warst du schon immer selbstbewusst?
Ich glaube, ich hatte schon immer ein gutes Selbstvertrauen. Meine Mutter hat uns immer sehr viel zugetraut und uns auch Verantwortung übergeben. Zum Beispiel habe ich schon früh auf meine 10 Jahre jüngere Schwester aufgepasst oder bin ohne Freundinnen in ein Trainingslager gereist. Natürlich war es am Anfang unangenehm. Aber ich wusste immer: Es geht schon irgendwie.
Inwiefern hat dein Selbstvertrauen zu deinem sportlichen Erfolg beigetragen?
Insbesondere in neuen Situationen oder wenn ich eigene Wege gegangen bin, war Selbstvertrauen sicher wichtig. Nur so kann man auch mal Risiken eingehen. Als ich 2013 nach Deutschland zu einem neuen Trainer in ein komplett neues Umfeld wechselte, hatte ich schon auch Angst vor diesem Schritt. Zuhause hatte ich mein behütetes Umfeld, wo eigentlich alles funktionierte. Ich war ja auch nicht langsam. Trotzdem wollte ich herausfinden, was noch möglich war. Da half es mir, dass ich nicht grundsätzlich zweifelte, ob ich es schaffen kann oder ob ich akzeptiert würde.
Was half dir dabei, trotz Unsicherheiten deinen Weg zu gehen?
Ich habe immer gerne Neues entdeckt und wusste, dass die Unsicherheit am Anfang dazugehört. Je öfter man es macht, desto leichter wird es. Angst zu haben war für mich nie ein Grund, etwas nicht zu tun.
Warst du damals schon überzeugt, dass du einst an der Weltspitze laufen würdest?
Überhaupt nicht. 2013 lief ich 100 Meter noch in 11,5 Sekunden. Damit qualifizierst du dich für eine EM, erreichst aber wahrscheinlich nicht einmal den Halbfinal. Ehrlich gesagt habe ich mir nie besonders grosse oder weit entfernte Ziele gesetzt. Ich wollte einfach immer besser und besser werden – und dann schauen, was dabei herauskommt.
Wenn du ein Erfolgsrezept für deine Karriere benennen müsstest – was wäre das?
Diese Schritt-für-Schritt-Taktik liess mich die Dinge immer sehr unbeschwert und ohne zu viel Druck angehen. Allerdings denke ich heute auch, dass es wahrscheinlich nicht der schnellste Weg zum Erfolg ist. Ich habe immer erst in einer schlechten Phase realisiert, dass nun der nächste Schritt nötig ist. Bei meiner jüngeren Schwester Ditaji sehe ich nun, dass sie diesen Weg direkter gehen kann. Sie hat heute sicher die höheren Ziele als ich damals.
Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor?
Bei mir gilt: Je unbeschwerter, desto besser. Wenn ich zu sehr über einen Wettkampf nachdenke, kostet mich das unnötig Energie. Am besten bin ich dann, wenn ich mich einfach gut fühle und darauf freue. Erst kurz vor dem Start bin ich dann voll konzentriert – und extrem angespannt. Dann weiss ich, dass ich bereit bin.
Anspannung ist für dich also ein gutes Zeichen?
Ja, aber es ist eine ganz besondere Art von Anspannung. Am Morgen eines Wettkampftages fühle ich mich wie als Kind am Weihnachtsmorgen: Ich weiss, es findet erst am Abend statt, aber der ganze Tag ist schon speziell.
Gibt es Momente, in denen du zweifelst?
An mir selbst habe ich eigentlich nie gezweifelt. Wenn ich zweifle, dann daran, wie ich etwas mache – und nicht, ob ich es grundsätzlich besser machen kann.
Wie steckst du Niederlagen weg?
Nach einer Niederlage muss ich traurig sein dürfen, es dann aber auch schnell abhacken und vorwärtsschauen. Klar ist mir der Sport extrem wichtig. Trotzdem weiss ich immer, dass eine sportliche Niederlage nicht das Schlimmste ist. Es gibt immer ein nächstes Ziel, eine neue Chance.
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